Make-up ab 35 – wie ich meine Routine komplett verändert habe

Make-up ab 35 – wie ich meine Routine komplett verändert habe

Ich hab mich jahrelang geschminkt, wie ich’s halt mal gelernt hatte. Foundation, ein bisschen Puder, Kajal, Wimperntusche, Lippenstift – fertig. Hat funktioniert. Dachte ich. Und ehrlich: mit Anfang zwanzig ging das auch alles. Die Haut war glatt, prall, der Teint frisch, ich konnte fast alles draufklatschen und es sah irgendwie gut aus. Aber irgendwann kam der Moment, da sah das gleiche Make-up plötzlich nicht mehr gut aus. Es wirkte stumpf, irgendwie schwer, alles legte sich in die Fältchen, die ich früher gar nicht hatte. Ich schaute in den Spiegel und dachte: das bin ich nicht mehr. Oder besser gesagt: das passt nicht mehr zu mir.

Ich hab nicht sofort alles umgestellt. Am Anfang dachte ich, die Produkte sind schuld. Also hab ich mich durch neue Foundations getestet, BB Creams, CC Creams, was auch immer. Aber das Problem blieb: es sah zugekleistert aus. Und genau das wollte ich nicht mehr. Ich wollte frisch aussehen, aber nicht übermalt. Ich wollte meine Haut sehen, aber nicht jede Rötung. Und vor allem wollte ich mich nicht jeden Tag ärgern, wenn sich das Make-up nach zwei Stunden abgesetzt hat und ich aussah wie müde und zehn Jahre älter. Also hab ich Stück für Stück meine Routine geändert. Nicht über Nacht, sondern immer dann, wenn ich gemerkt hab: das hier funktioniert nicht mehr.

Das erste, was ich rausgeschmissen hab, war das dicke Make-up. Ich hatte jahrelang flüssige Foundation benutzt, mittel bis stark deckend, weil ich dachte, das muss so sein. Ich hab leichte Rötungen an den Wangen und ab und zu Unreinheiten – und ich war fest überzeugt, dass man die abdecken muss. Aber die Wahrheit ist: je mehr ich abgedeckt hab, desto älter sah ich aus. Die Haut wirkte matt, müde, einfach nicht lebendig. Ich hab dann angefangen, eine getönte Tagespflege zu benutzen. Erst war’s ungewohnt – so wenig Deckkraft! Aber nach einer Woche hab ich gemerkt: das ist meine Haut, aber besser. Ich seh noch aus wie ich, aber eben frischer. Und wenn mal ein Pickel durchscheint – na und? Ich bin keine zwanzig mehr, ich hab ein Leben, ich hab Stress, Hormone, Schlafmangel. Ich muss nix verstecken.

Was ich auch komplett geändert hab, ist die Art, wie ich den Teint bearbeite. Früher kam immer gleich Puder drauf, mattieren, fixieren, alles schön ebenmäßig. Heute benutze ich fast gar keinen Puder mehr. Höchstens ein bisschen in der T-Zone, mit einem fluffigen Pinsel, ganz leicht. Ich will keinen Maskeneffekt mehr. Lieber etwas Glanz auf der Haut als diese trockene, pudrige Schicht, die alles betont, was ich eigentlich unsichtbar machen will. Kleine Linien um die Augen, Nasolabialfalten – Puder setzt sich genau da rein und macht alles schlimmer. Seit ich darauf verzichte, wirkt mein Gesicht lebendiger. Ich seh nicht mehr so „geschminkt“ aus, sondern einfach wach.

Auch beim Concealer hab ich radikal umgedacht. Früher war das meine Wunderwaffe – dick unter die Augen, auf Pickel, um die Nase. Aber irgendwann hab ich gemerkt, dass der Bereich unter den Augen dadurch nur schlimmer aussah. Trocken, knittrig, irgendwie müde. Jetzt tupfe ich nur noch einen Hauch in den inneren Augenwinkel, da wo der Schatten am stärksten ist. Mehr nicht. Und ich verblende ihn mit dem Finger – nicht mit einem Schwämmchen oder Pinsel. Die Wärme der Finger macht alles weicher, natürlicher. Manchmal misch ich ihn sogar mit ein bisschen Augencreme, damit er nicht zu trocken wird. Und siehe da – ich seh wacher aus, aber nicht überschminkt.

Augen-Make-up war auch so ein Thema. Ich hab jahrelang schwarzen Kajal benutzt. Wasserlinie, oben, unten – immer dieselbe Leier. Heute frag ich mich: warum eigentlich? Das hat mein Auge kleiner gemacht, härter. Und ich bin eh ein eher heller Typ, da sah das oft nach Müdigkeit statt Ausdruck aus. Ich bin dann auf Brauntöne umgestiegen. Weicher, natürlicher. Ein dunkles Braun statt Schwarz – und der Blick ist sofort offener. Ich verzichte oft komplett auf Lidschatten, oder nehm nur einen sanften Ton, der meine Lidfarbe unterstützt. Kein Schimmer, kein Glitzer – das setzt sich nur ab und betont jede Linie. Stattdessen ein cremiger Lidschatten in Taupe oder Rosé, ganz leicht, mit dem Finger aufgetragen. Das reicht völlig.

Wimperntusche – das ist geblieben. Aber auch da hab ich umgestellt. Früher war’s immer die „Volumen-und-Verlängerung-und-Fake-Look“-Mascara. Heute lieber eine, die trennt, definiert und nicht klumpt. Ich tusche nur den oberen Wimpernkranz, die unteren lass ich oft weg. Das gibt dem Auge einen offeneren Blick, statt ihn nach unten zu ziehen. Und ich hab gelernt, dass es bei der Mascara weniger auf die Marke ankommt als auf die Bürste. Ich hab eine gefunden, die schmal ist und nicht zu viel Produkt aufnimmt. Damit klappts am besten. Und ich bieg die Wimpern vorher mit der Wimpernzange – was für ein Unterschied! Früher hab ich das nie gemacht, heute würd ich nie ohne.

Meine Augenbrauen – die hab ich früher komplett übersehen. Oder zu viel gemacht. Gezupft, nachgezogen, starr fixiert. Heute versuch ich, sie einfach nur etwas aufzufüllen, wo Lücken sind, und sie weich zu halten. Ich benutze einen Stift in Aschbraun, nicht zu dunkel, und mach kleine Striche, wie Härchen. Dann bürste ich alles durch, fertig. Kein Block, keine Balken. Einfach nur ein Rahmen fürs Gesicht, nicht mehr. Und das gibt sofort mehr Frische, mehr Ausdruck. Ich hab auch mal mit Brow-Gels experimentiert, aber viele davon machen die Brauen hart und klebrig. Ich bleib lieber bei der soften Variante.

Rouge ist mein neuer bester Freund. Ich hätt nie gedacht, dass ich das mal sag. Früher fand ich Rouge unnötig. Heute ist es das, was mich am meisten frischer aussehen lässt. Ich benutze cremiges Rouge, am liebsten in Rosenholz oder Apricot – je nach Stimmung. Ich tupfe es mit den Fingern auf die Wangen, nicht zu weit außen, eher mittig – das gibt so einen leichten „frisch vom Spaziergang“-Look. Und manchmal kommt ein Hauch auf die Nasenspitze oder über die Lippen. Das macht alles harmonischer. Und ich schwör’s: ein bisschen Farbe auf den Wangen kann einen ganzen Tag retten. Besonders, wenn man müde ist oder schlecht geschlafen hat.

Lippen waren bei mir immer schwierig. Ich hab eher schmale Lippen und früher dachte ich, kräftiger Lippenstift hilft da. Hat er aber nicht. Hat oft nur betont, was ich gar nicht betonen wollte. Heute nehm ich meist getönte Lippenpflege oder einen Lippenstift in meiner natürlichen Lippenfarbe, nur ein bisschen intensiver. Und ich trage ihn nicht akkurat mit Pinsel auf, sondern einfach mit dem Finger einklopfen. Dadurch wirkt alles weicher, natürlicher. Kein harter Rand, kein „ich hab Lippenstift auf“-Gefühl. Sondern einfach nur Farbe, die passt. Und wenn ich Lust hab, nehm ich ein glossiges Finish – aber nie zu viel. Sonst klebt alles, besonders im Sommer.

Was ich auch komplett anders mache: ich schminke mich nicht mehr jeden Tag. Früher hab ich mich fast jeden Tag „fertig gemacht“, selbst wenn ich nur zum Supermarkt bin. Heute denke ich: warum? Wenn ich mich gut fühl, bleib ich ungeschminkt. Wenn ich Lust hab, was zu machen, dann mach ich’s. Aber nicht mehr aus Zwang. Ich hab gelernt, dass ich auch mit Schatten unter den Augen, mit unperfektem Teint, mit kleinen Fältchen ich selbst bin. Und dass ein Lächeln oft mehr bringt als zehn Produkte. Klar, manchmal brauch ich mein Make-up wie eine Rüstung – wenn ich einen miesen Tag hab oder mich unwohl fühl. Aber an den meisten Tagen will ich einfach nur ich sein, nicht perfekt, nicht retuschiert.

Ich glaub, das Wichtigste, was ich mit Mitte dreißig über Make-up gelernt hab, ist: es muss zu mir passen, nicht zu irgendeinem Trend oder Ideal. Ich will nicht mehr aussehen wie jemand anders. Ich will nicht mehr kämpfen gegen jeden Makel. Ich will mich sehen und sagen können: ja, das bin ich. Und ja, das reicht. Make-up ist für mich heute kein Versteck mehr, sondern ein Werkzeug. Eines, das mir hilft, mich wohlzufühlen, mich zu unterstreichen, nicht zu verändern. Und das ist ehrlich gesagt ein ziemlich gutes Gefühl.

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