Ich habe früher alles gekauft, was irgendwie nach „Frische“ klang. Raumduft mit Zitrone, WC-Steine mit Meeresbrise, Duftkerzen mit irgendwas nach sauberer Wäsche. Ich wollte, dass es in meinem Zuhause gut riecht – frisch, klar, angenehm. Aber irgendwann hab ich gemerkt, dass all diese gekauften Düfte zwar stark riechen, aber eben nicht wirklich frisch. Sie überdecken nur. Und schlimmer noch – nach ein paar Stunden hat man diesen künstlichen Rest in der Nase, der eher Kopfschmerzen macht als gute Laune. Und je mehr ich gelesen habe, was da alles drin ist – Duftstoffe, Konservierung, manchmal sogar Dinge, die Allergien auslösen können – desto unwohler wurde mir. Vor allem, wenn man wie ich Kinder zu Hause hat, die ständig auf dem Boden rumkrabbeln, aus der Luft essen, an allem riechen. Ich hab dann irgendwann beschlossen, dass ich nicht mehr will, dass mein Zuhause nach Parfüm duftet, sondern wirklich nach Frische. Und das geht. Mit Essig, Zitronenschale und Kaffeesatz. Ganz ehrlich.
Ich bin da nicht von heute auf morgen drauf gekommen. Es hat mit einem Zufall angefangen. Mein Mann hatte eine Zitrone benutzt – ich glaub, für Fisch oder so – und ließ die Schale einfach auf dem Schneidebrett liegen. Ich kam in die Küche, hab das gerochen und dachte nur: wow. Das riecht besser als jeder Lufterfrischer. Ganz fein, nicht aufdringlich, einfach nur klar. Ich hab die Schale genommen und statt sie wegzuwerfen, hab ich sie in ein kleines Glas gelegt und ins Bad gestellt. Am nächsten Tag roch das ganze Bad dezent nach Zitrone. Nicht stark, aber frisch. Seitdem sammel ich die Schalen. Immer, wenn ich Zitronen brauche – für Tee, Wasser, Salat – bewahre ich die Schalen auf. Ich lege sie in kleine Schalen, manchmal mit ein paar Nelken dazu oder ein paar Lavendelblüten aus dem Garten. Und ich verteil die Dinger in der Wohnung. Auf der Fensterbank, auf dem Regal im Flur, manchmal sogar im Kleiderschrank. Wenn sie trocken werden, kommt einfach die nächste.
Der Essig kam später. Ich hatte ein kleines Problem mit dem Mülleimer – obwohl ich regelmäßig die Tüten wechsle, roch es irgendwie… komisch. Ich hab dann im Internet gelesen, dass man den Mülleimer mit Essig auswischen soll. Also hab ich das gemacht. Und das Ergebnis war beeindruckend. Nicht nur, dass der Geruch weg war – es roch sogar angenehm. Nicht nach Essig, wie man denken würde, sondern einfach… sauber. Seitdem wisch ich regelmäßig mit einer Mischung aus Wasser und Essig durch. Vor allem im Bad, in der Küche, im Flur. Ich geb auch manchmal ein bisschen Essig in die Waschmaschine oder in den Geschirrspüler – das entkalkt und riecht danach viel besser. Ich weiß, viele denken, Essig stinkt. Aber das stimmt nur, wenn man ihn pur und in großen Mengen benutzt. Verdünnt ist er ein kleines Wundermittel. Und er neutralisiert Gerüche, statt sie nur zu überdecken.
Kaffeesatz ist mein neuer Liebling. Früher hab ich ihn einfach weggeschmissen. Heute kommt er bei mir in kleine offene Gläser. Ich stelle die hinter das Katzenklo, in den Kühlschrank, neben die Schuhe. Der Kaffeesatz zieht Gerüche an wie ein Magnet. Und er riecht dabei ganz leicht nach Kaffee – was ich persönlich liebe. Manchmal geb ich auch ein paar Tropfen ätherisches Öl drauf – Lavendel oder Eukalyptus –, das duftet dann richtig fein. Ich hab sogar mal probiert, den Kaffeesatz mit etwas Natron zu mischen und in ein kleines Leinensäckchen zu füllen – das kam in den Kleiderschrank. Ergebnis: keine muffigen T-Shirts mehr. Ich weiß, das klingt alles so nach DIY-Blog, aber es funktioniert wirklich. Und das Beste: es kostet nichts. Oder sagen wir: es kostet nichts extra. Ich benutze Dinge, die ich sowieso zu Hause hab. Kein Verpackungsmüll, kein Chemiezeug, kein Nachkaufen alle zwei Wochen.
Was ich auch angefangen hab: Essig mit Zitronenschalen ansetzen. Ich geb die frischen Schalen in ein Glas, fülle Essig drauf, verschließe es und lasse es zwei Wochen stehen. Danach siebe ich die Schalen raus und fülle den Zitronenessig in eine Sprühflasche. Damit putze ich die Küche, die Armaturen, manchmal sogar das Fensterbrett. Es riecht frisch, desinfiziert leicht, und ich weiß genau, was drin ist. Kein Rätsel, keine langen Inhaltsstoffe mit „-zid“ oder „-chlorid“. Einfach Essig und Zitrone. Wenn ich besonders motiviert bin, geb ich noch ein bisschen Rosmarin oder Thymian dazu – sieht hübsch aus und riecht wie ein kleiner Kräutergarten.
Und dann gibt’s da noch meinen kleinen Trick mit dem Kochtopf. Wenn ich das Gefühl hab, dass die Luft im Haus schwer ist – nach dem Kochen, nach einem stressigen Tag, nach Besuch – dann stell ich einen kleinen Topf mit Wasser auf den Herd. Da kommt dann alles rein, was ich gerade hab: Zitronenschale, Apfelschale, ein paar Nelken, ein Zimtstängel, manchmal auch ein bisschen Vanille oder Lavendel. Ich lasse das Ganze leicht köcheln – nur so, dass es dampft. Nach fünf Minuten riecht die ganze Wohnung wie ein Wellnesshotel. Und wenn ich das abends mache, dann entspanne ich automatisch. Es ist, als ob die Luft gereinigt wird. Und es ist kein Spray, keine Kerze – sondern einfach nur Dampf mit natürlichen Zutaten.
Ich hab in den letzten Jahren echt viel ausprobiert. Ich war müde von diesen überparfümierten Reinigern, von den Raumduft-Stäbchen, die am Anfang viel riechen und dann nur noch klebrig sind. Ich wollte, dass mein Zuhause nicht riecht wie ein Drogeriemarkt, sondern wie… mein Zuhause. Klar, sauber, ein bisschen nach Küche, ein bisschen nach draußen, ein bisschen nach mir. Und das hab ich mit diesen einfachen Sachen gefunden.
Natürlich riecht’s bei mir nicht immer wie im Spa. Wenn die Kinder mit nassen Sportsachen kommen oder der Hund im Regen draußen war, hilft auch kein Zitronenessig. Aber insgesamt hab ich das Gefühl, dass mein Zuhause frischer ist. Nicht durch Parfüm, sondern durch Klarheit. Ich hab gelernt, dass Frische nicht aus der Flasche kommt, sondern aus der Art, wie ich mein Zuhause pflege. Mit offenen Fenstern, mit kleinen Ritualen, mit Aufmerksamkeit. Und ja, manchmal auch mit einem halben Zitronenrest, den ich einfach irgendwo hinlege.
Ich glaub, das ist das, was ich an diesen Hausmitteln so liebe: sie sind unkompliziert. Keine große Show, keine Werbung, kein Markenname. Einfach Dinge, die man früher schon benutzt hat, die man heute wiederentdeckt. Ich fühl mich dabei ein bisschen wie meine Oma – im besten Sinn. Sie hatte nie zehn Reiniger im Schrank. Sie hatte Essig, Seife und ein bisschen Backpulver. Und es hat gereicht. Und es riecht bei mir heute oft so wie früher bei ihr. Und das ist ein schöner Gedanke. Vielleicht ist es genau das, was echte Frische ausmacht: dass sie nicht laut ist, sondern leise. Und dass sie nicht blendet, sondern bleibt.